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Else Lasker-Schüler: STYX.

Verspieltheit, Aufruhr, Sinneslust! Else Lasker-Schüler (1869–1945) gilt als Juwel der Literaturszene zwischen Jugendstil und Frühexpressionismus, der Zeit verhaftet, dem Ende des Jahrhunderts und dem Aufbruch in die Moderne sehr nahe. In der Reihe "Die Graphischen Bücher. Erstlingswerke deutscher Autoren des 20. Jahrhunderts" im Leipziger Verlag Faber&Faber ist jüngst Else Lasker-Schülers Werk "Styx" erschienen. Mit 96 farbigen Illustrationen von Madeleine Heublein ist der 96 Seiten starke Band ein Schmuckstück. 

Else Lasker-Schülers Erstling erschien 1902. "In den zum Teil erregenden erotischen Gedichten", so der Verlag, sei "es bemerkbar, dass sie die herkömmlichen Muster, die den Frauen in den Weiblichkeitsbildern einer aristokratisch geprägten Gesellschaft zugeschrieben werden, sprengen wird und dass sie nach Formen sucht, die verwundern machen. Die Maskeraden freilich, die sie später aufführt, die Kostümfeste und Namensspiele, mit denen sie die erstarrten Gesellschaftskreise des Kaiserreichs brüskieren wird und die sie selbst an der Seite ihres zweiten Ehemannes, dem Sturm-Verleger und Galeristen Herwarth Walden, zum Akteur einer Kunstrevolution werden lässt, sind noch ein wenig entfernter."

Im August und September 2020 fand im Max Liebermann Haus am Brandenburger Tor eine Ausstellung zu Else Lasker-Schüler in Berlin statt. Gezeigt wurden unter der Überschrift "SateLIT1" die Briefe und Postkarten an Nicolaas Johannes Beversen (1860-1932). Beversen war promovierter Altphilologe, Bibliophiler, Kritiker und Leiter des Leidener Mädchengymnasiums. In den Postkarten und Briefen aus dem Zeitraum 1905-1930 beweist sich Beversen als Stütze für die Lyrikerin in ihrer unsteten Lebenssituation. Er sorgt für Bekanntheit der Autorin in den Niederlanden. Im Max Liebermann Haus konnte das Publikum bereits im Dezember 1915 die erste Ausstellung des bildnerischen Werks der Künstlerin betrachten. Damals vermietete Liebermann das Erdgeschoß seines Hauses an einen Galeristen.

Gleichzeitig wurde Lasker-Schülers Leben in Berlin unter die Lupe genommen: hier lebte sie in Hotels, war Stammgast in den Künstlercafés Berlins (Café des Westens = Café Größenwahn, Romanisches Café)