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Buchtipps

"Feinfühlig und zugleich kraftvoll erzählt Matthias Jügler in diesem spannenden Roman davon, dass die Vergangenheit nie vorbei ist." Julia Schoch

Folgende Situation: Ihre größte Konkurrenz verstirbt und Sie sehen die Möglichkeit, sich ihr Manuskript, welches riesiges Potential birgt, anzueignen. Höchstwahrscheinlich würde es nicht einmal jemand bemerken. Was würden Sie tun? Genau darum geht es in Rebecca F. Kuangs frisch von Jasmin Humburg ins Deutsche übersetzten Roman Yellowface.

Januar 2021, die Star-Tennisspielerin Andrea Petkovic reist zu den Australian Open, um sich zum letzten Mal in ihrer Profi-Karriere auf ein großes Turnier vorzubereiten. Die Quarantäne-Maßnahmen sind absurd, die ersten zwei Wochen müssen AP und ihr Freund Jesse in einem Zimmer ausharren. Die fünf Stunden Training täglich sind der einzige Hoffnungsschimmer.

Zoey fährt nach dem Tod der Mutter an die französische Atlantikküste, an den Ort, an dem sie in ihrer Kindheit eine gute Zeit verbracht haben. Das war auf einem Campingplatz, sie selbst war 7, ihre Schwester Oda 5 Jahre alt. Bis diese plötzlich verschwand und sich das Leben von Zoey und ihrer Mutter grundlegend änderte. Wie im dichten Nebel stochert Zoey in der Vergangenheit, legt Spuren frei, versucht sich zu erinnern. War sie nicht selbst mit der kleinen Schwester nachts in den Wald gegangen?

Fünf Personen unterschiedlichen Alters, die Herzmuskelerkrankungen haben, nehmen an einer medizinischen Studie an der Berliner Charité teil. Fast allen kann offenbar geholfen werden. Problem nur: zwar ist das Herz wieder leistungsfähiger, gleichzeitig verjüngt sich aber auch der Körper, evtl. sogar in einen negativen Bereich hinein. Ein Jungbrunnen ist gefunden! Was anfangs als erstrebenswert gilt, wirft schnell ethische Fragen auf: darf man selbst in den Zyklus des Lebens eingreifen?

Eine moderne Jules-et-Jim-Geschichte. Hugo zieht während seines Auslandsstudienaufenthalts als Untermieter bei den wohlhabenden Eltern von Thora in Stockholm ein. Nach anfänglicher Ablehnung lässt sich die Jura-Studentin doch auf Hugo ein und verbringt viel Zeit mit ihm. Genauso wie mit ihrem besten Freund August, einem Maler, der wiederum ein Auge auf Hugo geworfen hat. Die Geschichte einer Annäherung zwischen Stockholm, Paris und New York, erzählt aus den wechselnden Perspektiven der drei Beteiligten. Jules et Jim treffen Sally Rooney.

1997 ist die Ich-Erzählerin Kathleen wie so viele andere aus dem Kaff Kosakenberg weggegangen - in den Westen. Zurück lässt sie eine Vergangenheit, für die sie sich manchmal schämt, vor allem, wenn ihr brasilianischer Freund Octavio mit zu ihrer Mutter reist. Kathleen führt eigentlich ein völlig anderes Leben: als Journalistin Grafikerin in London. Gelegentlich kommt sie nach Kosakenberg zurück und hadert mit der Vergangenheit und manchmal auch mit der Gegenwart. Die große Frage ist: wie definiert sich Heimat? Der Ort, an dem man Laufen und Lesen gelernt hat? Die Menschen darin?

Eine Geschichte die davon erzählt, wie Herkunft ein Stigma sein kann, über Generationen prägt und man ihr kaum entkommen kann. Nicht mal durch harte Arbeit: „Und die Kinder lieben diese Geschichte: ‚Erzähl’s nochmal! [F]Lüchtling!‘ Am liebsten würde sie wenigstens das: endlich mit einem Ruck aufstehen und einfach aus dem Zimmer laufen.

Ein Text, schwer und sperrig wie die träge Hitze des Sommers, den er beschreibt. Jirka kommt nach seinem Einberufungsbefehl zurück auf den Hof seiner Kindheit, den er nur wenige Jahre zuvor verlassen hat. Bereits einige Monate zuvor hatte ihn seine Schwester gebeten, ihr zu Hilfe zu kommen - was ihm nicht möglich erschien. Nun kommt er ungelegen, der Vater ist überhaupt nicht zu sehen.

„Zu schreiben heißt, sich selbst auszuliefern. Sonst ist es keine Kunst. Man kann es kaschieren, aber man schreibt immer über sich selbst“, sagte die dänische Schriftstellerin Tove Ditlevsen einmal übers Schreiben. Bekannt und wiederentdeckt wurde sie durch ihre sogenannte Kopenhagen-Trilogie: „Kindheit“, „Jugend“ und „Abhängigkeit“. Auch einzelne, diesem Kosmos zugeordnete Bücher, wurden nun wieder neu aufgelegt, „Gesichter“ und „Glück“.