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Mariam Kühsel-Hussaini: Emil.

Emil Cioran kommt im November 1933, kurz vor der Reichstagswahl, als Stipendiat der Humboldt-Stiftung an die Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Er kommt aus Transsilvanien, Rumänien, und will die Fächer Philosophie, Soziologie, Kunstgeschichte und Psychologie belegen. Von sich selbst behauptet er, er sei selbstmordgefährdet, ja verflucht. Emil Cioran wird von Otto Krause empfangen, seinerseits Medizin- und Philosophie-Student. 

Messerscharf sind Emils Beobachtungen des SS-Berlin seines Ankunftstages. Emil wohnt bei der Witwe Heilscher in der Schumannstraße 2 (Emil Tischbeins Großmutter wohnte in der Schumannstraße 15). Otto Krause wohnt bei seinen Eltern in Charlottenburg und ist strammer SA-Jugendführer, der seine neue Macht ohne nachzudenken euphorisch genießt und schon menschenverachtende judenfeindliche Exzesse verübt hat. 

In wechselnden Perspektiven erfährt der/die Leser:in von immer mehr absurden, in der NS-Zeit aber wahr gewordenen, Gewaltphantasien von Emils Kameraden und erhält Einblicke in die Gedankenwelt eines Rudolf Diehls, erster Chef der Gestapo, der versucht, den Grausamkeiten der SA Einhalt zu gebieten, gleichzeitig aber ganz oben angekommen ist. Man erfährt Überlegungen eines Josef Mengele, Josef Goebbels wird charakterisiert. 

Das Buch zeichnet eindrücklich die brutalen ideologischen Anfänge der NS-Zeit nach, die Selbstabschaffung der Demokratie. Sehr gut recherchiert und in ungewöhnlicher Komposition Jens Sprache, gibt der Text den grausig-berühmten Namen ein Gesicht und läßt deren Gedanken greifbar werden.

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Kategorie: Romane