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Buchtipps - Geschichte

Eine Liebeserklärung an das Fahrrad und dazu ein wunderschön gestaltetes Buch über eine phänomenale Erfindung!

Die Geschichte des gesellschaftlichen Umbruchs von 89/90 am Beispiel der eigenen Heimatstadt erzählen, das hat zuletzt Steffen Mau mit „Lütten Klein“ aufsehenerregend geschafft. Nun legt Grit Lemke mit „Kinder von Hoy“ nach und findet einen sehr eigenen Klang für die 80er und 90er Jahre in Hoyerswerda und der untergehenden DDR. Laut Buchrücken handelt es sich um einen „dokumentarischen Roman“ und es sind nicht nur die vielen O-Töne ihrer Gesprächspartner_innen, denen das Buch seine Glaubwürdigkeit verdankt, sondern auch die eindrückliche, dem Thema eng verbundene Sprache.

Manchmal ist es notwendig, in die Geschichte zurück zu gehen, wenn aktuelle politische Ereignisse allzu schnell mit Meinungen, Halbwahrheiten oder sogar verfälschenden Kommentaren erklärt werden. Das macht Glen W. Bowersock, Professor em. für Alte Geschichte am Institute for Advanced Study in Princeton. Er stellt nicht nur die - oft gestellte - Frage, wie der Islam entstand, sondern auch diejenige nach dem Warum?

Wir alle kennen die Bilder und Texte über das Leben, Sterben und Auferstehen des Religionsgründers Jesus von Nazareth. Umso empfehlenswerter ist es, Neuland zu betreten. Mit seinem kleinen wissenschaftlichen Werk verlässt der Althistoriker  Johannes Fried den Minimalkonsens (Jesus: Gelebt um das Jahr 30, gekreuzigt und begraben) und nimmt uns mit zu seiner spannenden Spurensuche nach dem überlebenden Jesus. Neue medizinische Erkenntnisse lassen den Schluß zu, daß der Bergprediger die Kreuzigung überlebt und nach seiner "Auferstehung" weiter gewirkt hat.

Jetzt als Taschenbuch erhältlich: Ronald D. Gerste: Wie das Wetter Geschichte macht. (9,95€) Hitzejahre, klirrende Kälte, Sturmfluten: Eindrucksvoll zeigt Ronald D. Gerste, wie langfristige Klimaveränderungen und einzelne Wetterereignisse sich auf die Gesellschaften und die Kulturen der Menschheit auswirkten und sogar den Verlauf der Geschichte beeinflussten. Das zeigen die einzelnen Kapitel wie: „Sommer 1588: >>Der Protestantische Sturm<< rettet England vor der Armada“, „1815/1816: Das Jahr ohne Sommer“, „29. August 2005: Hurrikan Katrina“…

Alljährlich wird in Berlin offiziell der Berliner Luftbrücke gedacht. Jetzt, anlässlich des 70. Jahrestages dieses ersten großen Konflikts im Kalten Krieg, ist beim Ch. Links Verlag ein Buch herausgekommen, das sich kritisch mit der damaligen Rezeption und der heutigen Bewertung auseinandersetzt, angefangen beim Begriff Luftbrücke. Zahlreiche Autorinnen und Autoren widmen sich diesem Ereignis der Blockade West-Berlins, die von Juni 1948 bis Mai 1949 ging: Corine Defrance, Bettina Greiner, Ulrich Pfeil (Hg.): Die Berliner Luftbrücke. Erinnerungsort des Kalten Krieges.

2018 ist ja bekanntlich das Jahr mit vielen historischen Jahrestagen. Von 1968 und den studentischen Revolten ist viel die Rede, und entsprechende Bücher über Rudi Dutschke & Co. gibt es zuhauf. Nicht vergessen sollte man das Jahr 1968 in Zusammenhang mit dem Prager Frühling. Martin Schulze Wessel hat mit Der Prager Frühling. Aufbruch in eine neue Welt (28,00€) eine über 300 Seiten umfangreiche historische Darstellung geschrieben, die geeignet ist, sich die revolutionären und Reformprozesse in der CSSR anzueignen.

Dieses Buch wird zur Zeit kritisch und kontrovers diskutiert, weil es zum Beispiel in Deutschland auch als Beitrag zur „Islam-Debatte“ verstanden wird, die Bundes-Innenminister Seehofer jüngst provoziert hatte. De Bellaigues Verdienst mit diesem Buch ist zunächst einmal sein Blick in die Geschichte der islamischen Welt. Er zeigt auf, daß es auch nach 1800 in den „Staaten“ (manche Regionen, um die es hier geht, waren Kolonien von europäischen Staaten oder gehörten zum türkischen Reich) eine Aufklärung gab und das Bestreben nach Säkularität und Demokratie.

1950 gibt es 12 Millionen Flüchtlinge in Deutschland, Deutsche aus dem Osten. "Ich habe kaum einen Flüchtling gesehen, der allein über ein Bett verfügt hat." Der sprichwörtlichen Verwahrlosung der Jugend in dieser Zeit entgegnet Ré Soupault in ihrem Buch "Katakomben der Seele": "Es kommt doch für diese jungen Menschen nicht darauf an, dass sie gelegentlich eine Beschäftigung finden, sondern dass sie in ein Berufsleben, in ein sinnvolles Dasein hineinwachsen..." Dieses Buch ist hochaktuell und regt an, nicht zuletzt durch die zahlreichen Photos.  

Im Rahmen der Neuen Fischer Weltgeschichte hat der Afrika-Historiker Adam Jones ein kulturhistorisches Werk geschrieben, in dem er einen ganz neuen Blick auf einen Kontinent wirft, auf den viele Europäer auch heute noch herabblicken. Von den frühesten Spuren des homo erectus vor fast 2 Millionen Jahren bis zum Beginn der Kolonialzeit im 19. Jahrhundert. Wer Afrika in seiner ganzen Entwicklung begreifen möchte, ist zumindest gezwungen einen Blick in dieses Buch zu werfen.