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Buchtipps - Sachbuch

Die bekannte Spiegel-Kolumnistin Ferda Ataman hat die Schnauze voll von den Rufen nach Integration. Für sie heißen Deutsche nicht nur Günter und Gaby, sondern auch Fatma und Fatih. Sie hält die Debatte, wie viele Migranten „wir“ im Land haben wollen, für falsch und überflüssig. „Wir sind schon da“ heißt: Wir Deutschen mit nichtdeutschen Wurzeln müssen uns nicht integrieren. Wir Migranten schulden Deutschland nichts, wir sind ein Teil dieses Landes.

Mit dem provokanten Titel China First - Die Welt auf dem Weg ins chinesische Jahrhundert hat Theo Sommer, 20 Jahre lang Chefredakteur der "Zeit" und Mitherausgeber der Hamburger Wochenzeitung, seinen Buchbeitrag zu dem "Phänomen" China beim C.H.Beck-Verlag veröffentlicht. Auch Theo Sommer gibt faktenreiche Erkenntnisse zu Papier, um zu erklären, wie China in den letzten 40 Jahren zu einer international agierenden Wirtschaftsmacht aufgestiegen ist.

Die Autor*innen schildern detailreich und minutiös die politischen Machenschaften des Winters 1932/33, die Adolf Hitler an die Macht brachten und Deutschland in die Diktatur führten. Das Werk gleicht mehr einem spannenden Thriller als einer wissenschaftlichen Forschung. Aus Dokumenten, Tagebüchern, Zeitungen und anderen Quellen werden die Intrigen und Machtspiele deutlich, die aus unterschiedlichen Interessen den greisen Reichspräsidenten Hindenburg umgaben und beeinflusst haben.

Eine ungewöhnliche Geschichte der Digitalisierung unserer Welt. Der Autor zeigt in seinem Buch die Schwierigkeiten und Erfolge auf, welche die Menschheit auf ihrem Weg in den Computer begleitet haben. An unerwarteten, aber zutreffenden Beispielen wie Robert Lembkes Sendung „Was bin ich?“ oder Aktenzeichen XY wird die Geschichte der Vorgänger von Suchmaschinen wie Google überzeugend dargestellt. Ein interessantes Buch, was den ersten Schritten und nicht den heutigen Ausmaßen der Datendigitalisierung nachgeht.

Wer die Frage des säkularen Staates vertiefen möchte, ist bei Horst Dreiers Buch Staat ohne Gott. Die Religion in der säkularen Moderne gut aufgehoben.

Was haben Tyrannosarus rex und der Sperling („Spatz“) gemeinsam? Sie sind nahe Verwandte. Denn alle heutigen Vögel stammen von den Dinosauriern ab. Warum wurde die Tischerlertochter Mary Anning 150 Jahre nach ihrem Tod von der britischen Royal Society zu den 10 einflussreichsten Naturwissenschaftlerinnen gekürt? Sie hatte zu Lebzeiten um 1800 die damals größte Fossiliensammlung in Großbritannien und entdeckte das erste vollständige Skelett des Ichthyosaurus („Fischechse“).

Der Wissenschaftsjournalist Ed Yong tritt an, das Zitat von Orson Welles zu widerlegen: „Wir werden allein geboren, wir leben allein und wir sterben allein.“ Stattdessen führt er uns in die Welt der Mikroorganismen und verändert ganz nebenbei unser Verständnis vom autonomen Individuum – ob menschliches Tier oder nicht. Neben einem historischen Teil über das Wissen über Mikroben, finden sich viele aktuelle Forschungserkenntnisse, Beispiele von erstaunlichen Symbiosen und deren Einfluss auf Gesundheit und Krankheit.

Ein neuer wunderbarer Band in den Naturkunden des Matthes & Seitz Verlags aus Berlin: Eva Meijer schließt eine Lücke, über die sie sich Zeit ihres Philosophie-Studiums wunderte: Die Abwesenheit von Tieren und insbesondere deren Kommunikationsformen in der westlichen Philosophie. Während sich viele Tiere Namen geben und sich damit ansprechen, erläutert Meijer, warum schlechte Ergebnisse im Spiegeltest (der mit dem bunten Punkt auf der Stirn, über den herausgefunden werden soll, welche Tiere ein Selbstbewusstsein haben) auch kulturell bedingt sein können.

Von nichtpassenden Beziehungen und ihrem wolhverdienten Ende. Thomas Meyers These besagt, dass vier von fünf Beziehungen nicht passen und sofort beendet werden müssten. In seinem persönlichsten Buch "Trennt Euch!" widmet er sich in Form des literarischen Essays diesen inkompatiblen Beziehungen. Scharfsinnig und mit hoher analytischer Gabe seziert Meyer aussichtslose Konstellationen und macht Mut, sich von seinem unpassenden Gegenüber zu trennen.

Was unsere Individualität ausmacht und wie wir sie leben können: Lebe ich wirklich das Leben, das zu mir passt?