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Im Zeichen der Schlange

Roman

Erschienen am 31.07.2000
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783446199132
Sprache: Deutsch
Umfang: 376 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 21 x 13.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Ein junges Mädchen wird mit Bissspuren an der Hand ins Krankenhaus von Sydney gebracht. Annika Niebuhr, die behandelnde Ärztin, steht vor einem Rätsel. Wie konnte das Mädchen von einer Schlange gebissen werden, die in dieser Gegend gar nicht existiert? Annika, jung, allein stehend, intelligent, selbstbewusst und noch im Augenblick höchster Gefahr voll konzentriert, geht der Sache nach.

Leseprobe

Das Team stand um das Bett des Mädchens herum. Die Krankenschwester, der Narkosearzt und Annika selbst. Sie bearbeitete noch immer die Brust des Mädchens, aber mit jeder Minute, die verstrich, würde die Sauerstoffversorgung der Organe unzureichender, und eine Hirnschädigung wäre nicht mehr aufzuhalten.
"Wo ist bloß der junge Mann?" Annika trat zum EKG-Gerät. Sie rüttelte leicht am Apparat. Keine Reaktion. Sie dachte laut vor sich hin.
"Wir wissen, daß es ein Taipan war... gegeben haben wir... wieviel... zweimal?...12000 Einheiten. Das ist genug. Das muß genug sein."
"Vielleicht ist es ein Schock. Vielleicht ein Blutgerinnsel in den Herzkranzgefäßen?"
"Warum können wir das Herz dann nicht in Gang bringen? Gefäßverengende Mittel... was?"
Annika wollte die Hände wieder auf das Mädchen legen, als sie plötzlich innehielt und zurückwich. Die anderen sahen ungläubig zu. Zunächst langsam, dann aber schnell wie Börsenkurse, liefen die grünen Kurven über den Schirm. Ein Herz, das unter Druck stand.
"Unmöglich."
"Das geht zu schnell."
"90/70. Steigend."
"Was geschieht hier?"
Auf einmal öffnete das Mädchen die Augen, setzte sich im Bett auf und sah sich um. Sie starrte auf Ärzte und Schwestern, wie in panischer Angst vor den Geräten, die sie nicht nur umgaben, sondern auch in direkter Verbindung mit ihr standen. Der Elektrokardiograph, die Sauerstoffgeräte. Dann schienen ihre Augen plötzlich das Gesicht zu verlassen. Sie traten hervor, fielen dann nach einigen Sekunden zurück an ihren angestammten Platz.
Sie begann, sich von Pflastern und Schläuchen zu befreien. Annika ging vorsichtig auf sie zu.
"Weg da."
"Ruhig. Alles wird gut."
"Halt&39;s Maul, alte Kuh."
Dann schrie sie. Ein langer Schrei, der alle im Raum lähmte. Sie sprang hinunter vom Bett, und als ob sie bei der Berührung des Bodens alle Kräfte verließen, taumelte sie gegen den Instrumententisch, so daß ein Stahltablett unter metallischem Scheppern zu Boden ging und Wundhaken, Nadeln und Pinzetten in alle Richtungen flogen. Wie durch ein Wunder hielt sie die Balance, riß im selben Augenblick die Tasche an ihrem schwarzen Gürtel auf und stand mit einer Pistole da, mit der sie das Team bedrohte.
Sie fuchtelte wild damit herum, richtete sie abwechselnd auf Annika und die anderen, während sie auf die Tür zuging.
"Du darfst jetzt noch nicht aufstehen. Du wurdest von einer Schlange gebissen. Einem..."
"Das weiß ich selbst. Halt den Mund und laß mich hier raus. Ich weiß, was ich tue."
So wie es nur ein psychopathischer Patient während eines Wutanfalls schafft, brachte sie alles um sich herum zum Erstarren. Es gelang ihr, den Raum zu verlassen, während Annika, der Narkosearzt und die Krankenschwester ungläubig zurückblieben. Keiner von ihnen traute seinen Augen.
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