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Der begleitete Freitod

Ein Plädoyer für die Selbstbestimmung über das eigene Leben

Erschienen am 23.07.2007
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783517083025
Sprache: Deutsch
Umfang: 240 S., 20 s/w Zeichng.
Format (T/L/B): 2.6 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Ein leidenschaftliches Plädoyer für die Selbstbestimmung Nicola Bardola - der Autor des vieldiskutierten Romans »Schlemm« - will ein Bewusstsein für die Möglichkeit schaffen, über die eigene Lebenszeit vor allem dann selbst zu entscheiden, wenn eine unheilbare Krankheit, verbunden mit großen Schmerzen, vorliegt. Das Buch stellt die unterschiedliche Rechtsprechung in verschiedenen europäischen Ländern dar und Institutionen wie den Verein EXIT vor, der Sterbewillige in der Schweiz begleitet. Es geht in diesem Buch um Selbstbestimmung und um eine ehrliche Diskussion über Leben und Tod. Unter anderem schildert der Autor sehr einfühlsam den Todeskampf der krebsleidenden Ehefrau von Johannes Mario Simmel, der dieser Erfahrung wegen zu einem glühenden Befürworter der aktiven Sterbehilfe geworden und u. a. Mitglied von EXIT, der Schweizer Vereinigung für humanes Sterben, geworden ist. Dies ist der erste und einzige Ratgeber, der sich mit dem Pro und Kontra der ethischen, moralischen und religiösen Aspekte des Freitods auseinandersetzt

Leseprobe

Gibt es ein Recht auf das eigene Sterben? Als neulich ein bekannter Künstler nach seinem größten Wunsch gefragt wurde, sagte er: der Sekundentod. Diesen Wunsch teilt er mit vielen Menschen: keine Qualen am Lebensende, kein Dahinsiechen, keine High-Tech-Apparate, die das Sterben verlängern. Aber den Wunsch nach einem plötzlichen und überraschenden Tod kann niemand erfüllen. Der Sekundentod lässt sich nicht planen und nicht bewusst herbeiführen. Hingegen ist ein sanfter, schmerzfreier und selbstbestimmter Tod möglich. Jährlich fahren etwa 250 Menschen in die Schweiz, um in Würde sterben zu dürfen. Warum ist es diesen Menschen verboten, sich zu Hause in Deutschland auf diese Weise vom Leben zu verabschieden? Was bedeutet »assistierter Suizid«? Warum wird er in Deutschland kriminalisiert? Was geschieht bei einem begleiteten Freitod? Worin unterscheidet sich dieser sanfte Tod von Euthanasie und aktiver Sterbehilfe? Welche Rolle spielt die Patientenautonomie? Diese und viele weiteren Fragen rund um das Lebensende in unserer Gesellschaft werden hier beantwortet. Ich bin Schweizer und kenne das Thema, da meine Eltern freiwillig und begleitet gestorben sind. Ich finde, der Wunsch nach einem friedlichen Sterben am Lebensende hat nichts mit Suizid zu tun. Um zu erklären, was der begleitete Freitod - auch für die Angehörigen - bedeutet, veröffentlichte ich 2005 den Roman »Schlemm«, der ein Überraschungserfolg wurde und gleichzeitig viele neue Fragen aufwarf. Die Gründerin der Hospizbewegung Cecile Saunders schrieb: »Wie jemand stirbt, bleibt im Gedächtnis derer, die weiterleben.« Das gilt auch für meine Eltern, die es sich nicht vorstellen konnten, so lange zu leben, dass am Ende eine Klinik, ein Pflegeheim oder ein Sterbehospiz ihr letzter Aufenthaltsort werden würde. Sie lehnten die Art ab, wie heute oft gestorben wird. Krankenhäuser sind keine Sterbehäuser. Trotzdem sterben dort die meisten. Und Kinder, die ihre Eltern zu Hause bis zum Ende gepflegt haben, wollen in der Regel später selbst nicht von den eigenen Kindern gepflegt werden. Meine Eltern zogen es aufgrund ihrer Lebenserfahrung vor, im Vollbesitz ihrer Kräfte und bevor sie von Alter und Krankheit geschwächt und intensivmedizinisch behandelt werden, assistiert zu sterben. Im Anhang dieses Buches können Sie die letzten Aufzeichnungen meines Vaters lesen. Ich finde, dieses Tagebuch bringt einem die Stimmungen und Ansichten eines Menschen, der bereit ist, sich beim Sterben helfen zu lassen, sehr nahe. In Würde selbstbestimmt sterben Assistiertes Sterben, so wie es in der Schweiz, jedoch nicht in Deutschland oder Österreich möglich ist, steht im Mittelpunkt dieses Buches. Mein Blickfeld bleibt klein, und seine Ausrichtung bleibt gezielt auf den begleiteten Freitod. Sterbehilfe ist ein sensibles und kontrovers diskutiertes Thema. Oftmals dominieren Missverständnisse die Debatten, da der komplizierte Sachverhalt sich nicht auf einfache Formeln reduzieren lässt. Mein Anliegen ist es deshalb, den Sonderfall »assistierter Suizid« exakt zu untersuchen. Einen Todeskampf gibt es nicht Der Ablauf beim assistierten Sterben variiert jeweils nur leicht: Voraussetzung sind Vorgespräche zwischen einer Schweizer Sterbehilfeorganisation und den Sterbewilligen. Der Wunsch, sich das Leben zu nehmen, muss begründet werden, zahlreichen Sorgfaltskriterien entsprechen und sowohl dauerhaft als auch wiederholt mündlich und schriftlich bei klarem Verstand geäußert werden. Nachdem ein Schweizer Arzt das Rezept für Natrium-Pentobarbital ausgestellt hat, ein in hohen Dosen garantiert tödliches Schlafmittel, wird mit Sterbehelfern ein Termin vereinbart. Zunächst schluckt der Patient ein Mittel, das den Magen beruhigt. Danach dauert es noch etwa 45 Minuten. Schließlich löst der Sterbehelfer etwa zehn Milligramm Natrium-Pentobarbital in einem Deziliter Wasser auf. Nach wenigen Minuten schläft der Patient ein und stirbt schmerzfrei. Einen Todeskampf gibt es nicht. Im Dezemb Leseprobe
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