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Geheimsache Italien

Politik - Geld - Verbrechen - Einleitung von Peter Kammerer

Erschienen am 13.06.2023
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783737412056
Sprache: Deutsch
Umfang: 416 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 21.8 x 15 cm
Lesealter: 18-99 J.
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Am 11. Juli 1979 wurde Giorgio Ambrosoli, Liquidator der bankrotten Banca Privata Finanziaria von einem amerikanischen Killer ermordet. Auftraggeber war der später im Gefängnis ermordete mafiose Bankier Michele Sindona. Die den Fall bearbeitenden Richter folgten Spuren, die in den Vatikan, die Politik, die internationale Finanzwelt und zur Mafia führten. Fast zufällig entdeckten sie die Loge P2, das Zentrum dieses konspirativen Netzwerks. Ihm gehörten Spitzenvertreter der Politik, der Wirtschaft, der Medien, des Militärs, der Geheimdienste, der Polizei und der Mafia an. Ein Staat im Staat, ein Staat im Untergrund. Der Mailänder Richter Giuliano Turone beschreibt anhand der offiziellen Prozessakten und Untersuchungsberichte dieses weitverzweigte System illegaler Macht, an dessen Aufdeckung er maßgeblich beteiligt war. In Geheimsache Italien legt er Dokumente vor, die zum Teil nie ganz aufgeklärte Verbrechen in einem neuen Zusammenhang erscheinen lassen: der Mord an Aldo Moro (1978), der Bombenanschlag auf den Bahnhof in Bologna (1980), die Morde an den internationalen Finanzmanagern Calvi (1982) und Sindona (1986), aber auch fast vergessene Verbrechen wie der Mord am Bruder des italienischen Staatspräsidenten Mattarella (1980).

Autorenportrait

Giuliano Turone, geb. 1940 bei Genua, em. Richter des Mailänder Kassationsgerichtshofs, em. Professor für Investigationstechniken an der Katholischen Universität Mailand. Von 1970 bis 1987 war er Untersuchungsrichter in Mailand und leitete u. a. die Ermittlungen gegen die Loge P2. In den 1990er-Jahren gehörte er zum ersten Team von Richtern der Nationalen Antimafia-Staatsanwaltschaft. Er war an der Ausarbeitung des Straßburger Übereinkommens von 1990 über Geldwäsche beteiligt und war Staatsanwalt beim Haager Tribunal für das ehemalige Jugoslawien. Seit 1983 veröffentlicht Turone zu Rechtsfragen und Ermittlungsstrategien, zur Mafia und ihren Komplizen.

Leseprobe

Kaum wurden am Morgen des 18. März 1981 im Mailänder Justizpalast die Aktenbündel, die versiegelten Umschläge, die beschlagnahmten Mappen geöffnet, war klar, wie heiß diese Dokumente waren. Die Papiere enthüllten die Existenz einer geheimen Vereinigung, in die unzählige Persönlichkeiten involviert waren: drei Minister, der Generalstabschef der italienischen Streitkräfte, die Chefs der Geheimdienste, der Generalsekretär des Außenministeriums, 24 Generäle und Admirale der drei Teilstreitkräfte, neun Generäle der Carabinieri, fünf Generäle der Finanzpolizei einschließlich des Generalkommandanten, hundert ranghohe Offiziere, zwei Polizeichefs, fünf Präfekten, eine Reihe von Diplomaten, 63 hohe Ministerialbeamte, der Generalsekretär der Sozialistisch-Demokratischen Partei Italiens PSDI, der Fraktionsvorsitzende der Sozialisten im Abgeordnetenhaus, Parlamentarier, Privatsekretäre von Regierungschefs, Unternehmer, Verleger, Journalisten, der Direktor des Corriere della Sera, der Direktor der Nachrichtensendung TG1, Universitätsprofessoren, Führungskräfte öffentlicher Unternehmen, Banker und 18 Richter und Staatsanwälte. Die in den 33 versiegelten Umschlägen bewahrten Dokumente waren ebenso erschütternd: Sie betrafen eine Vielzahl von Aktivitäten und Operationen von enormer nationaler Bedeutung, durchgeführt oder kontrolliert von jenem perfiden System geheimer Macht, das in der Geheimloge sein ausführendes Organ gefunden hatte. Diese signifikanten Dokumente machten deutlich, dass das System P2 imstande war, entscheidenden Einfluss auf die institutionellen Mechanismen des Landes zu nehmen. Seine verborgene Aktivität hatte der Geheimloge bereits zur Herrschaft über den Corriere della Sera (die meistgelesene italienische Tageszeitung), die Rizzoli-Gruppe und das Mailänder Bankhaus Banco Ambrosiano verholfen und zahlreiche andere, äußerst gravierende Aktionen ermöglicht, gesteuert und kontrolliert über dunkle, antiinstitutionelle und gegen das öffentliche Interesse gerichtete Kanäle. Das trat schon durch die Beschriftungen der versiegelten Umschläge deutlich zutage. Am Morgen des 18. März zeigte sich auch sofort die Notwendigkeit, eine korrekte und sichere Verwahrung des beschlagnahmten Materials und eine vollständige Transparenz hinsichtlich der Authentizität jedes der Funde zu garantieren, in dreifacher Ausfertigung. Die drei Stapel beglaubigter Kopien wurden an verschiedenen Orten in Panzerschränken deponiert und mit nahezu manischer Sorgfalt gehütet. Einer der drei Stapel sollte dann sogleich dem am 23. September 1981 eingerichteten Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Freimaurerloge P2 überstellt werden.

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