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Osiris 1

Der Baum des Lebens

Erschienen am 04.09.2006
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783809024941
Sprache: Deutsch
Umfang: 448 S.
Format (T/L/B): 3.9 x 20.6 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ägypten im zweiten Jahrtausend vor Christus: Ein Junge wird entführt, ein Schiff versinkt vor dem sagenhaften Land Punt, und ein unheimlicher Prophet taucht auf, der auf grausame Weise mordet. Zum Entsetzen von Pharao Sesostris beginnt auch noch die Akazie abzusterben, die auf dem Grab von Osiris gewachsen ist. Der Pharao weiß: Wenn dieser Lebensbaum stirbt, ist ganz Ägypten verloren! Gelingt es Sesostris III. mit Hilfe des geheimnisvollen jungen Schreibers Iker und der betörend schönen Priesterin Isis, einen Verräter am eigenen Hof rechtzeitig zu entdecken und sein Reich zu retten? Oder kann der skrupellose Prophet seine entsetzlichen Pläne verwirklichen und Ägypten vernichten? Christian Jacq hat endlich wieder eine unvergessliche Ägypten-Saga geschrieben - so faszinierend, fesselnd und opulent wie sein legendärer Ramses-Zyklus! "Eine großartig geschriebene, hireißende Geschichte. In einzigartiger Weise entstaubt der Autor die alten Mythen der großen Pharaonen." France Soir "Christian Jacq lässt den Leser eintauchen in ein märchenhaftes Ägypten, das sich verzweifelt gegen seinen Untergang wehrt." France Dimanche "Der Pharoao der Auflagen!" Le Parisien

Autorenportrait

Christian Jacq, 1947 in der Nähe von Paris geboren, promovierte an der Sorbonne in Ägyptologie. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit schrieb er außerordentlich erfolgreiche belletristische Werke. Weltberühmt wurde er mit seinem Romanzyklus "Ramses", der ein Millionenpublikum begeisterte und die internationalen Bestsellerlisten im Sturm eroberte. In seinen Romanen erzählt er auf der Basis historischer Fakten fesselnde Geschichten, die sich so oder ähnlich tatsächlich ereignet haben. Auch Ahotep, die Heldin seines dreibändigen Romanzyklus, ist eine historisch verbürgte Figur. Ohne diese leidenschaftliche junge Herrscherin gäbe es das Tal der Könige nicht, wäre die glanzvolle Periode des "Neuen Reichs" niemals angebrochen, hätte es die ruhmreichsten ägyptischen Pharaonen - darunter den großen Ramses - niemals gegeben.

Leseprobe

Vorsichtig schlug Iker die Augen auf. Er konnte sich nicht rühren. Mit Händen und Füßen war er an den Hauptmast eines großen Segelschiffs gefesselt, das in voller Fahrt über ruhige See glitt. Die Küste, an der er nach einem langen Arbeitstag spazieren gegangen war, die fünf Männer, die plötzlich über ihn hergefallen waren und ihn mit Stöcken geschlagen hatten, dann die plötzliche Leere... Der ganze Körper tat ihm weh, sein Kopf dröhnte vor Schmerzen. 'Bindet mich los!', flehte er. Ein beleibter, bärtiger Mann kam auf ihn zu. 'Du bist doch nicht etwa unzufrieden mit deinem Schicksal, mein Junge?' 'Warum habt ihr mich entführt?', wollte Iker wissen. 'Weil wir dich vielleicht bald brauchen. Schönes Schiff, hab ich Recht? Es heißt Gefährte des Windes, ist hundertzwanzig Ellen lang und vierzig breit. So eins musste ich haben, um meinen Auftrag auszuführen.' 'Welchen Auftrag denn?' 'Du bist ja nicht gerade wenig neugierig! Egal, bei dem, was dich erwartet, kann ich dir ruhig sagen, dass wir ins Land Punt segeln.' 'Das göttliche Land? Das gibt es doch gar nicht, das ist doch nur eine Fantasiegeschichte für Kinder!' Der Kapitän grinste. 'Meinst du etwa, hundertzwanzig Seeleute, die mutiger und entschlossener sind als Löwen, sind losgefahren, um ein Fantasieland zu erobern? Meine Mannschaft besteht nicht aus Träumern, sondern aus grimmigen Gesellen, die bei dem Unternehmen reich werden wollen, sehr reich.' 'Reichtum interessiert mich nicht! Ich will Schreiber werden.' 'Das kannst du vergessen, Schluss mit Palette, Pinsel und Papyrus. Schau, das Meer ist eine Gottheit, die genauso gefährlich und unbezwingbar ist wie Seth. Wenn der nächste Sturm über uns hereinbricht, weiß ich schon, wie ich das Meer besänftigen kann. Wir brauchen nur eine schöne Opfergabe, damit wir Punt erreichen. Deshalb werfen wir dich lebendig in die Fluten. Wenn du ertrinkst, beschützt du uns.' 'Aber warum... warum denn ich?' Der Kapitän legte den Zeigefinger auf die Lippen. 'Das ist ein großes Geheimnis des Reiches', flüsterte er. 'Ich darf es dir nicht verraten, obwohl du ja nicht mehr lange zu leben hast.' Der Kapitän ging weg, und Iker musste sich zusammennehmen, um nicht in Tränen auszubrechen. Mit fünfzehn sterben zu müssen und ohne zu wissen, warum - wenn das nicht der Gipfel der Ungerechtigkeit war? Wütend versuchte er, sich aus seinen Fesseln zu befreien, aber vergeblich. 'Das hat keinen Sinn, Junge, die Knoten hat ein Fachmann gemacht', bemerkte ein grobschlächtiger, etwa vierzig Jahre alter Mann, der Zwiebeln kaute. 'Ich war es nämlich, der dich gefesselt hat, und was Schildkröten-Auge macht, das macht er richtig.' 'Mach dich doch nicht zum Verbrecher! Sonst strafen dich die Götter.' 'Wenn man dir zuhört, vergeht einem glatt der Appetit.' Schildkröten-Auge verschwand ans Heck. Iker war ein Waisenkind und äußerst wissbegierig. Ein alter Schreiber hatte ihn in sein Herz geschlossen und erzogen. Mit Beharrlichkeit und Fleiß wäre es ihm sicher gelungen, Arbeit in einer Tempelverwaltung zu finden und dort viele glückliche Stunden zu verbringen. Aber das zählte alles nicht mehr - jetzt hatte er nur noch diese unendliche Wasserfläche vor sich, die ihn bald verschlingen würde. Ein junger Seemann ging mit einem Ruder über der Schulter an dem Gefangenen vorbei. 'He, du, hilf mir bitte!', rief Iker. Der Mann blieb stehen. 'Was willst du?', fragte er. 'Mach mich los, ich flehe dich an!' 'Und wo willst du dann hin, du Schwachkopf? Es wäre ziemlich dumm, wenn du vorzeitig ertrinkst. Du sollst sterben, wenn's nötig ist, dann kannst du dich wenigstens etwas nützlich machen. Und jetzt lass uns verdammt noch mal in Ruhe! Sonst schneide ich dir die Zunge ab. Und was Messerklinge sagt, macht er auch.' Iker rührte sich nicht mehr. Sein Schicksal war besiegelt. Aber warum ausgerechnet er? Ehe er von dieser Erde verschwand, wollte er wenigst ...