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Geheime Botschaften

Die Kunst der Verschlüsselung von der Antike bis in die Zeiten des Internet

Erschienen am 13.03.2000
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783446198739
Sprache: Deutsch
Umfang: 480 S., 75 s/w Illustr., mit zahlreichen Tabellen
Format (T/L/B): 3.5 x 21.9 x 15 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Geheime Botschaften hat es immer gegeben: Von Cäsar über Maria Stuart bis hin zur ENIGMA-Maschine und zum Computerzeitalter. Was früher nur die Mächtigen interessierte, ist heute, wo immer häufiger persönliche Daten im Internet zirkulieren, für jeden relevant. Alles über Geheimsprachen, Codes und deren Entschlüsselung in einem spannenden Wissenschaftskrimi von Simon Singh.

Autorenportrait

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Leseprobe

Die Entwicklung der Geheimschriften

Die ersten Beschreibungen von Geheimschriften finden sich schon bei Herodot, dem "Vater der Geschichtsschreibung", wie ihn der römische Philosoph und Staatsmann Cicero nennt. Der Autor der Historien war Chronist der Kriege zwischen Griechenland und Persien im 5. Jahrhundert v. Chr., die er als Auseinandersetzung zwischen Freiheit und Sklaverei verstand. Herodot zufolge rettete die Kunst der Geheimschrift Griechenland vor der Eroberung durch Xerxes, den König der Könige und despotischen Führer der Perser. Der weit zurückreichende Zwist zwischen Griechenland und Persien erreichte seinen Höhepunkt, als Xerxes begann, bei Persepolis eine neue Stadt zu bauen, die künftige Hauptstadt seines Königreichs. Aus dem ganzen Reich und den angrenzenden Staaten trafen Abgaben und Geschenke ein, nur Athen und Sparta hielten sich auffällig zurück. Entschlossen, diese Überheblichkeit zu rächen, verkündete Xerxes: "Wir werden den Himmel des Zeus zur Grenze des Perserreichs machen; denn dann soll die Sonne kein Land, das an unseres grenzt, mehr bescheinen." Während der nächsten fünf Jahre stellte er die größte Streitmacht der Geschichte zusammen, und 480 v.Chr. schließlich war er zu einem Überraschungsangriff bereit. Einem Griechen jedoch, der aus seiner Heimat verstoßen worden war und der in der persischen Stadt Susa lebte, war die Aufrüstung der Perser nicht entgangen. Demaratos lebte zwar im Exil, doch tief in seinem Herzen fühlte er sich Griechenland noch immer verbunden. So beschloß er, den Spartanern eine Nachricht zu schicken und sie vor Xerxes&39; Invasion zu warnen. Die Frage war nur, wie er diese Botschaft übermitteln sollte, ohne daß sie in die Hände der persischen Wachen gelangen würde. Herodot schreibt:

Da er das auf andere Weise nicht konnte - er mußte fürchten, dabei ertappt zu werden -, half er sich durch eine List. Er nahm nämlich eine zusammengefaltete kleine Schreibtafel, schabte das Wachs ab und schrieb auf das Holz der Tafel, was der König vorhatte. Darauf goß er wieder Wachs über die Schrift, damit die Wachen an den Straßen die leere Tafel unbedenklich durchließen. Sie kam auch an, doch man wußte nicht, was man damit anfangen sollte, bis, wie man sagt, Kleomenes&39; Tochter Gorgo, die Gemahlin des Leonidas, dahinterkam und riet, das Wachs abzukratzen, damit man dann die Schrift auf dem Holz fände. Das tat man, und nachdem man die Nachricht gefunden und gelesen hatte, schickte man diese auch den anderen Griechen.

Aufgrund dieser Warnung begannen die bis dahin wehrlosen Griechen, sich zu bewaffnen. So wurden etwa die Erträge der athenischen Silberbergwerke nicht unter den Bürgern verteilt, sondern verwendet, um eine Flotte von 200 Kriegsschiffen zu bauen. Xerxes hatte den entscheidenden Vorteil des Überraschungsangriffs verloren, und als die persische Flotte am 23. September 480 v.Chr. auf die Bucht von Salamis bei Athen zulief, spornten die Griechen die persischen Schiffe auch noch an, in die Bucht einzufahren. Die Griechen wußten, daß ihre Schiffe, kleiner und der Zahl nach unterlegen, auf offener See zerstört worden wären, doch im Schutz der Bucht konnten sie die Perser möglicherweise ausstechen. Als nun noch der Wind drehte, sahen sich die Perser plötzlich in die Bucht getrieben, und jetzt mußten sie sich auf einen Kampf nach den Spielregeln der Griechen einlassen. Das Schiff der persischen Prinzessin Artemisia, von drei Seiten eingeschlossen, wollte zurück auf die offene See, doch es rammte dabei nur eines der eigenen Schiffe. Daraufhin brach Panik aus, noch mehr persische Schiffe stießen zusammen, und die Griechen starteten einen erbitterten Angriff. Binnen eines Tages wurde die gewaltige Streitmacht der Perser auf demütigende Weise geschlagen. Demaratos&39; Verfahren der geheimen Nachrichtenübermittlung bestand einfach darin, die Bots ... Leseprobe