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Buchtipps - Sachbuch

„Zu schreiben heißt, sich selbst auszuliefern. Sonst ist es keine Kunst. Man kann es kaschieren, aber man schreibt immer über sich selbst“, sagte die dänische Schriftstellerin Tove Ditlevsen einmal übers Schreiben. Bekannt und wiederentdeckt wurde sie durch ihre sogenannte Kopenhagen-Trilogie: „Kindheit“, „Jugend“ und „Abhängigkeit“. Auch einzelne, diesem Kosmos zugeordnete Bücher, wurden nun wieder neu aufgelegt, „Gesichter“ und „Glück“.

Im Februar 2002 lernte der iranischstämmige Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani in Haifa den israelischen Soziologen Natan Sznaider kennen. Aus dieser Begegnung entwickelte sich ein leidenschaftlicher Mailwechsel, der anlässlich des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 kürzlich unter dem Titel „Israel“ erschienen ist – aktualisiert mit einem einordnenden Vorwort.

Ein merkwürdiger Titel und ein merkwürdiges Thema für den Spitzentitel des Sachbuchs im Hanser Verlag, dachte ich, als ich die Vorschau in den Händen hielt. Kaum aber wurde aus der Vorschau das Buch selbst, wurde ich zum begeisterten Anhänger der Aal-Literatur. Patrik Svensson verbindet ein persönliches Memoir mit der faszinierenden Geschichte der Mensch-Aal-Beziehungen. Bis heute gibt es keinen europäischen Aal, der sich in Gefangenschaft fortgepflanzt hat, es wurden auch noch keine Aale dabei beobachtet.

Politisch Verfolgte genießen Asylrecht, so der Artikel 16a Absatz 1 des Grundgesetzes. So schlicht, so gut.

Endlich ein Geschichtsbuch, das nicht nur erklärt, wie die menschliche Zivilisation entstand, sondern auch warum! Der englische Wissenschaftler und Journalist hat sämtliche Erkenntnisse und Fakten aus den Bereichen Geowissenschaften, Klimaforschung, Geschichte der menschlichen Früh- und Urzeit und vieles mehr zusammengetragen: eine einzigartige Reise von den Steinzeithöhlen bis zum heutigen Silicon Valley.

Jean Ziegler widmet sein neues Buch der jüngeren Generation: Was ist so schlimm am Kapitalismus? Im hohen Alter meldet sich der große Menschnerechtskämpfer und Politiker Jean Ziegler  noch einmal zu Wort,  fasst all seine Erfahrungen und Kenntnisse zusammen und nennt die Gründe, warum dieses Wirtschafts- und Gesellschaftssystem überwunden, „radikal zerstört“ werden muß und – an die Enkelgeneration gerichtet - überwunden werden kann. Ein lesenswertes Manifest, das Mut macht.

Der Professor für Geschichte beschreibt, wie Migration schon immer zu Deutschland gehört hatte: Die Vertriebenen, die ab 1945 aus Osteuropa gen Westen einwanderten, die „Gastarbeiter“ in der BRD und die „Vertragsarbeiter“ in der DDR, die Spätaussiedler und die Geflüchteten.

Ein Mutmachbuch besonderer Art kommt vom niederländischen Autor Florentijn van Rootselaar.  Das Buch ist eine „Einladung zum Denken, Diskutieren und Gestalten dieser Welt“. Anregungen dazu hat der Autor aus Gesprächen mit 15 bedeutenden Gegenwartsphilosophen geholt, dabei sind unter anderem: Martha Nussbaum, Hartmut Rosa, Bruno Latour, Terry Eagleton, Susan Neiman. Eine gelungene Sammlung von Einsichten über die (schlechte) Welt, und wie wir ihr begegnen können.  

"Und überall ist Philosophie" ist ein prachtvoll gestaltetes und illustriertes Buch, das sicherlich ein Höhepunkt der Sachbuch-Neuerscheinungen ist. Mit zahlreichen Farbabbildungen beschreibt der Philosoph und niederländische Professor das enge Verhältnis von philosophischen Denken und Kunst in der Moderne. Wie philosophische Ideen Eingang in Filmen (Monthy Python), Bildende Kunst (René Magritte) oder Romanen (Omar Pamuk) gefunden haben, wird hier sehr anschaulich beschrieben.

Der große französische Philosoph und streitfreudige Denker Michel Serres blickt zornig zurück: Was genau war früher besser?  „Es ist nicht so, daß früher alles besser war, aber es könnte bald schlechter sein“, äußerte sich Serres in einem Interview in der „Le Monde“.